Jahrbuch 9/2013 erschienen
Aus der Zeit des Übergangs von der französischen Besatzung in die preußische Herrschaft ist in Frechen ein so genanntes Armenbuch des Bürgermeisters Heinrich Fischer erhalten, das einen unmittelbaren Eindruck in die sozialen Verhältnisse um 1800 gibt. Klaus Erich Schulte zeichnet den Lebensweg dieses Lokalpolitikers nach, der sich sowohl im Ancien Régime, der Revolution als auch der Preußenzeit zu behaupten wusste.
Die mit der voraussichtlichen Bildung einer großen Koalition im Jahr 2013 wieder in Regierungsverantwortung gekommene Sozialdemokratische Partei Deutschlands besteht seit genau 150 Jahren. Sie ist damit die älteste, noch bestehende politische Partei, die vor allem durch ihre starke Mitgliederbasis zu einem konstitutiven Element der deutschen Demokratie geworden ist. Franz-Joseph Kiegelmann zeichnet die Anfänge der Frechener Arbeiterbewegung und die Politik der SPD in Frechen nach, das lange Zeit als "rotes Dorf" galt.
Im Wettstreit mit der Sozialdemokratie und der Arbeiterbewegung stand seit jeher das katholisch geprägte Milieu, politisch in Gestalt des Zentrums, im sozialen und kulturellen Bereich in Gestalt unzähliger Vereine und Initiativen. Zu den wichtigen Traditionen auch in Frechen gehörte die Wallfahrt zum Gnadenbild nach Kevelaer, deren Geschichte Margret Brück erzählt.
Bereits im Jahrbuch 2012 hat Jochen Menge, der sich durch akribische Archivarbeit als einer der besten Kenner der Geschichte des Dritten Reichs in Frechen empfohlen hat, den Bürgermeister Dr. Peter Toll vorgestellt, der in der Weimarer Zeit etwa die großen Bauprogramme verantwortete, die Frechen bis heute prägen. 1933 wurde er in Frechen aus dem Dienst entlassen, um jedoch eine weitere Bürgermeisterstelle in Andernach anzutreten. Jochen Menge zeichnet ein differenziertes Bild dieser Politikerpersönlichkeit zwischen Anpassung und Gegnerschaft zum NS-Regime.
Eine besondere Geschichte erzählt Erika Falcke. Während des Krieges arbeiteten auf dem elterlichen Hof in Frechen, wie überall im Rheinland, französische Kriegsgefangene. Als junge Studentin traf sie einen der beiden wieder, und es entwickelte sich eine bis heute bestehende Freundschaft zwischen den Familien. Die Briefe und Dokumente aus dem zweiten Weltkrieg und der Zeit danach geben ein unverstelltes Bild über die Lebenssituation von Kriegsgefangenen und die bleibenden Spuren von Menschlichkeit und Anstand, die bei aller Gegnerschaft bestehen bleiben konnten.
Neue Erkenntnisse zum Mahnmal "Die Opfer", einer ursprünglich auf dem Frechener Sandberg aufgestellten und heute auf dem alten Friedhof bei St. Audomar zu findenden Skulpturengruppe des Künstlers Willy Meller, liefern Hans Hesse und Elke Purpus von der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln. Um Kunst im öffentlichen Raum geht es schließlich auch bei den beiden von Gerhard Blotenberg initiierten Stelen vor der Königsdorfer Mehrzweckhalle und auf dem Kreisverkehr Krankenhausstraße/Lindenstraße, deren Entstehungsgeschichte Joseph Sander auf den Grund geht.
Eine von Manfred Weber zusammengestellte Chronik mit den wichtigen Ereignissen in Politik, Kultur und Sport des Jahres 2013 rundet das Jahrbuch ab.
Das vom Landschaftsverband Rheinland geförderte Jahrbuch erscheint mit einer Auflage von 500 Exemplaren und ist überall im Frechener Buchhandel sowie direkt beim Frechener Geschichtsverein (www.frechener-geschichtsverein.de, Tel. 02234/9679721) zum Preis von 12 Euro erhältlich.