Starten Sie Ihren Spaziergang doch einfach am „ZOB“, dem Zentralen Busbahnhof, neben dem auch gleich die Straßenbahnhaltestelle „Rathaus“ liegt. Hier kreuzen sich die Hauptstraße, die in einer Richtung als Fußgängerzone ausgebaut ist, und die Dr.-Tusch-Straße. Bevor Sie sich ins Getümmel der Einkaufsstraße stürzen, gehen Sie in nördlicher Richtung am großen Kaufhaus „Marktkauf“ vorbei. Von der Steinzeugröhren-Fabrik, die hier einmal wie so viele andere in der Stadt stand, ist nichts mehr zu sehen. Schon bald gelangen Sie an einen Kreisverkehr; an der nördlichen Ausfahrt, im Gebüsch rechts neben dem Häuserblock, finden Sie eine Skulptur des Bildhauers Toni Stockheim: den Ziehharmonikamann. Diese Steinzeugplastik des Frechener Künstlers (1890-1969) entstand im Jahr 1952. Das Original befindet sich heute im Frechener Stadtarchiv.
Über den Kreisverkehr verläuft in ost-westlicher Richtung der „Freiheitsring“. Der Name ist geschichtsträchtig und erinnert an die Befreiung von der Herrschaft der Nationalsozialisten und Adolf Hitlers, nach dem die Straße im Dritten Reich benannt war. Gehen Sie in westlicher Richtung unter schattigen, alten Bäumen entlang an schönen Beispielen für sozialen Wohnungsbau der 1920er und 1930er Jahre. Viele Familien fanden in den Wohnungen und Häusern mit ihren charakteristischen Backsteinfassaden ein Zuhause. Das Laubenganghaus bei den Hausnummern 53-74 ist mit Oomscher Keramik geschmückt, die Ihnen noch häufiger begegnen wird. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen Sie die schönen Bärenskulpturen und noch mehr keramischen Schmuck vor den Häusern 58-82. Alle Arbeiten stammen aus dem Jahr 1929.
An der nächsten Ampel liegt auf der linken Straßenseite die 1911 als katholische Volksschule im Unterdorf entstandene Ringschule. Mehrfach erweitert, ist sie heute eine moderne Grundschule für die Kinder aus der Frechener Innenstadt. Der Haupteingang am Freiheitsring ist als Doppelportal ausgeführt, das wiederum mit Keramik aus der Fabrik von Toni Ooms verziert ist. Schauen Sie doch einmal genauer hin: Sie finden fleißige Bienen, aber auch bockige Esel – ein Schülerleben in tierischen Allegorien.
Gehen Sie über die Ampel in die Bartmannstraße, in der noch einige hübsche Fabrikantenvillen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu finden sind. Ihren Namen verdankt sie dem Frechener Symbol schlechthin, dem Bartmann, der uns noch begegnen wird. An der zweiten Kreuzung links gelangen Sie auf die Alte Straße, die parallel zur Hauptstraße verläuft und tatsächlich die ältere Besiedlung aufweist. Viele alte Häuser wurden aber in den letzten Jahren abgerissen. Gehen Sie die Straße entlang, vorbei an der Rückseite des Stadtsaals und dem zentralen Parkhaus (wo sich übrigens auch einmal eine Steinzeugfabrik befand). Wenn Sie die Keimesstraße erreichen, sehen Sie einmal nach rechts; am Ende der kurzen Straße entdecken Sie eine hübsche keramische Sonnenuhr. Beim Haus Alte Straße Nr. 143 hat man einen der ältesten Töpferbrennöfen in Frechen aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, der jedoch nicht besichtigt werden kann.
Gehen Sie stattdessen links die Keimesstraße hinunter bis zur Fußgängerzone. Vor ihnen weitet sich der Marktplatz, der von dem 1985 von Olaf Höhnen geschaffenen Klüttenbrunnen beherrscht wird. Die Arbeitsprozesse der Kohleveredlungsbetriebe, von denen es in Frechen einst so viele gab, können Sie hier im Detail nachvollziehen. Bevor Sie jedoch auf den Markt gehen, sollten Sie noch einen kurzen Abstecher über die Hauptstraße in Richtung Osten machen. Vielleicht fallen ihnen die Stolpersteine auf, die hier seit dem Jahr 2009 zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Frechen verlegt wurden? Ganz sicher aber sehen Sie den Gedenkstein, der an die 1938 zerstörte Frechener Synagoge erinnert. Er ist als aufgebrochener Davidstern ausgeführt und befindet sich vor dem Kaufhaus „C & A“.
Neben der Kreissparkasse finden Sie den Bartmannskrug, der Ihnen schon einmal begegnet ist, in riesenhafter Ausführung. Dieses Exemplar ist zum 50jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2001 entstanden. Gleich gegenüber, vor dem ehemaligen Spielwarengeschäft Carrié, befindet sich der Bartmannbrunnen von Olaf Höhnen. Am unteren Ende der Hauptstraße, an der Bahnhaltestelle Kirche, finden Sie die Frechener Hauptkirche St. Audomar. In der jetzigen Form steht sie seit 1859; die Gemeinde ist allerdings wesentlich älter und geht auf Besitzungen des nordfranzösischen Klosters St. Omer zurück, die erstmals im Jahr 877 erwähnt werden. In der Vorhalle finden Sie Grabplatten von Frechener Adligen aus dem 16. Jahrhundert. Die Gedächtniskapelle zur Linken ist von Peter Hecker ausgemalt, die Gestaltung des Kirchenraumes wurde in den letzten Jahren erneuert.Wenn Sie mögen, werfen Sie beim Hinausgehen noch einen Blick auf den historischen Kirch- und Friedhof, der gleich südlich an die Kirche angrenzt. Dann gehen Sie allerdings den gleichen Weg, den Sie gekommen sind, bis zur Kreissparkasse zurück und dort an dem großen Bartmann vorbei in Richtung der Parkplätze.
Parkplätze sind ja wenig spektakulär; der größere zur Rechten „An der Synagoge“ markiert allerdings den Standort des ehemaligen jüdischen Gebetshauses. Die jüdische Gemeinde war in Frechen zuweilen stärker als die evangelische, obwohl diese zu den ältesten im Rheinland zählt. Gehen Sie über den Parkplatz an dem kleinen Spielplatz vorbei und durch den Torbogen an der Rathausbuchhandlung. Sie stehen wieder auf dem Marktplatz und haben jetzt das alte und das neue Rathaus im Blick. Das alte, Anfang des 20. Jahrhunderts als stolzer Ausdruck der wohlhabender werdenden Bürgerschaft errichtet, genügte in den 1970er Jahren den Anforderungen einer modernen Gemeindeverwaltung nicht mehr und wurde mit dem modernen Zweckbau ergänzt. Beachten Sie das kunstvolle Stadtwappen am Treppenaufgang zum alten Rathaus.
Gehen Sie links am alten Rathaus vorbei und auf den Haupteingang des neuen Rathauses zu. Auf der Wand zu ihrer Rechten ist je eine Gedenkplakette für die Opfer des Nationalsozialismus und für den Frechener Bürgermeister und Ehrenbürger Johann Schmitz, nach dem der das Rathaus umgebende Platz auch benannt ist, angebracht. Auf dem Mäuerchen am Rathaus wartet eine Gruppe von Olaf Höhnen auf Sie. Gehen Sie einfach durchs Rathaus durch (oder, wenn geschlossen ist, links daran vorbei), und Sie gelangen auf den Platz des 17. Juni. Hier befindet sich das Gold-Kraemer-Haus, eine Wohneinrichtung der Gold-Kraemer-Stiftung, deren Stifter Paul und Käthe Kraemer in Frechen-Buschbell gelebt haben. Es gibt zwei Durchgänge in südlicher Richtung zwischen den einzelnen Ladengeschäften. Wenn Sie hindurchgehen, gelangen Sie zum Ausgangspunkt, dem „ZOB“ zurück und können mit Bus und Bahn die Heimreise antreten – oder noch ein Eis in einem der beiden alteingesessenen Cafés nehmen?