Frechener Geschichtsverein e.V.

Neue Dörfer auf der Ville: Grefrath und Habbelrath

Dass die beiden Villedörfer Grefrath und Habbelrath keine Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hätten, ist nicht richtig. Freilich existieren beide Ortschaften erst seit den 1950er bzw. 1960er Jahren – ihre „Vorgänger“ wurden abgebaggert, da sie auf reichen Kohlevorkommen lagen, die Menschen umgesiedelt. Insofern aber sind die beiden Dörfer als Beispiele für zeitgenössischen Siedlungsbau an sich schon sehenswert. Und Einiges wurde aus den alten Dörfern mit herübergenommen. Außerdem ist der heute bereits wieder rekultivierte Tagebau Frechen ein beliebtes Naherholungsgebiet, so dass sich ein Spaziergang in den Villedörfern auf jeden Fall lohnt.

Von Frechen aus über die Dürener Straße (L277) kommend, zweigt bald links die Günter-Wiebke-Straße ab und führt in den Grefrather Ortskern. Vorbei am Elektroschmelzwerk und einem alten preußischen Meilenstein erreichen Sie mit der Matthias-Werner-Straße die zentrale Achse des neuen Ortes. Rechts und links befindet sich reine Wohnbebauung. Der Blick wird beherrscht von der Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt, die zahlreiche wertvolle Kunstschätze vor allem aus dem ehemaligen Kloster Bottenbroich beherbergt. Überraschend, in so moderner Umgebung zum Beispiel das älteste sakrale Kunstwerk Frechens zu finden, ein Alabasterrelief aus dem 13. Jahrhundert, das die Anbetung der Heiligen Drei Könige zeigt. Aber auch die Pietà, das „Bottenbroicher Fenster“ und die Arbeiten von Olaf Höhnen, der den Muschelkalkaltar in der Vierung schuf, sind sehenswert.

Folgen Sie der Matthias-Werner-Straße bis zur Grundschule, wo sie rechts zum Friedhof gelangen. Ein besonderes Grab erinnert an russische Zwangsarbeiter, die während ihrer Gefangenschaft hier starben. Nach einem Abstecher hierhin gelangen Sie am Ende der Matthias-Werner-Straße zum Grubenrand, an dem die Josef-Eberle-Straße verläuft. Gehen Sie nach rechts; Sie passieren übrigens bald den „Marienhang“, einen privat bewirtschafteten und einzigartigen Weinberg mit schöner Südhanglange. Entweder auf der Straße oder auf dem Spazierweg umgehen Sie einen Teil der Hauptwerkstatt Grefrath, der Zentralwerkstatt von Rheinbraun bzw. heute RWE Power AG – jahrzehntelang einer der größten Arbeitgeber in der Region und gerade in Habbelrath und Grefrath. Übrigens: auf dem Gelände des ehemaligen Tagebaus Frechen fand im Sommer 2005 die Abschlussmesse des Kölner Weltjugendtags statt. Der dafür aufgeschüttete „Papsthügel“ wurde erhalten.

Mit der Kurhaustraße betreten Sie Habbelrath. Sie geht rechts in die Frechener Straße über, der Sie immer weiter bis zur Ampel folgen. Sie laufen dabei übrigens immer am Werksgelände der Hauptwerkstatt vorbei und erahnen damit ihre wahre Dimension. Über die Ampel geht es leicht bergab auf die Holzhausenstraße und dann gleich links in den Schildchesgraben, an dessen Ende sich in begrüntem Umfeld und unter einer Überdachung sich ein im Jahr 1778 geschaffenes Passionskreuz, das „Dorfkreuz“, befindet.

Gehen Sie rechts über die Hahnstraße und am Kreisverkehr links in die Antoniusstraße, vorbei an der Freiwilligen Feuerwehr und dem Nell-Breuning-Berufskolleg. Am Ende der Straße, gegenüber dem großen Dorf- und Kirmesplatz, erhebt sich rechts die von Josef Schmitz-Helbig geschaffene, zeltartige Kirche St. Antonius von Padua. Im Chorbereich befindet sich eine lebensgroße Kreuzigungsgruppe, die vermutlich um 1730 in Köln entstand und ursprünglich in der Kerpener Stiftskirche aufgestellt war. Für den Weg zurück nach Grefrath, der über die viel befahrene Schnellstraße führt, die Habbelrath in zwei Teile reißt, sollten Sie den Wagen oder den Bus nehmen.